Die Welt, die uns durch unsere Sinne erscheint, ist nur scheinbar beständig, denn alles, was lebt, ist in stetigem Wandel begriffen. Diese Wandelbarkeit wird von Kräften bewirkt, die hier als Bildekräfte bezeichnet werden. Sie schaffen und gestalten die sichtbaren Erscheinungsformen und organisieren alle Lebensprozesse. Dieser gesamte Komplex feineren Wirkens schließt unmittelbar an die physisch- sinnliche Welt an und wird in der anthroposophischen Literatur als Äther- oder Bildekräfte bezeichnet.
Die Fähigkeit, diese Kräfte wahrzunehmen, ist rudimentär bereits in jedem Menschen veranlagt, sie lässt sich durch regelmäßiges Üben trainieren und gezielt weiterentwickeln. Ihre Entwicklung ist für den aufmerksamen Beobachter in jedem Schritt klar nachzuvollziehen und zu kontrollieren. Die entsprechenden Wahrnehmungen im Zwischenbereich zwischen Sinnlich-Sichtbarem und Seelisch-Erfühlbarem treten als bildhafte Form- und Kraftgestaltungen im denkenden Bewusstsein in Erscheinung und lassen sich fortwährend vertiefen und systematisieren. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei ein erkennender und kritischer Umgang mit der eigenen Konstitution und insbesondere eine bewusste innere Führung der Denktätigkeit.
Poetisch findet man diese Art eines verfeinerten Erkenntnisvermögens schon bei Novalis beschrieben:
„Auf alles, was der Mensch vornimmt, muss er seine ungeteilte Aufmerksamkeit oder sein Ich richten“, sagte endlich der Eine, „und wenn er dieses getan hat, so entstehn bald Gedanken oder eine neue Art von Wahrnehmung, die nichts als zarte Bewegungen … oder wunderliche Zusammenziehungen und Figurationen einer elastischen Flüssigkeit zu sein scheinen, auf eine wunderbare Weise in ihm.“
Novalis, Die Lehrlinge zu Sais
Die Bildekräfteforschung bildet solche Wahrnehmungsmöglichkeiten für Lebendiges zu einer Forschungsmethode aus und bringt die vielfältigen Phänomene im Ätherischen in ein nach wissenschaftlichen Kriterien geordnetes System. Ob es die Qualität von Lebensmitteln oder die Wirkung von Arzneimitteln und Therapierichtungen betrifft, welchen Einfluss moderne Technik auf den Organismus hat oder wie Kunst auf das Lebendige wirkt – überall dort, wo Fragen nach den Grundlagen des Lebens auftreten, findet die Bildekräfteforschung ihren Praxisbezug. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die anthroposophische Medizin und viele andere Lebensgebiete nutzen und arbeiten mit Erkenntnissen aus der Bildekräfteforschung.
Einen inzwischen schon recht beachteten Stellenwert hat die Untersuchung der Bildekräfte zum Beispiel für die Beurteilung der Wirkung von Lebensmitteln auf Menschen. So erscheinen Pflanzen, die sich im sinnlichen Erscheinungsbild weitgehend ähneln, im ätherischen Erscheinungsbild sehr viel differenzierter. Sortenunterschiede zeigen sich so bei Möhren in einer ganz speziellen Ausprägung der Bildekräftegestaltung. Da die eine Pflanze aufbauenden und auch deren Stoffzusammensetzung entscheidend beeinflussenden Bildekräfte denjenigen Kräften gleichen, die den menschlichen Organismus gesund erhalten, oder wenn sie sich einseitig anreichern, auch krank machen können, ist eine Bildekräfteuntersuchung von hoher Aussagekraft für den Ernährungswert eines Lebensmittels.
In der Gesellschaft für Bildekräfteforschung haben sich Menschen zusammengeschlossen, denen der forschende Umgang mit den Kräften des Lebendigen ein Anliegen ist. Als gemeinnützige Fachgesellschaft dient sie der Forschung, dem Austausch, der Fortbildung und der Information der interessierten Öffentlichkeit.
Der Gesellschaft kann man als tätiges oder förderndes Mitglied beitreten. Außerdem bietet sie vielfältige Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung im Bereich der Bildekräftewahrnehmung.